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Odenwald-Hospiz feiert zehnjähriges Bestehen

Für das Leben ziehen alle an einem Strang. Die Einrichtung ermöglicht friedvolles Sterben in Würde und Geborgenheit.

Walldürn. (Sti.) Der Neckar-Odenwald-Kreis ist einer der ganz wenigen Landkreise weit und breit, der auf der Landkarte der Mitmenschlichkeit alle Bausteine der Palliativversorgung vor Ort anbietet. Ein tragender Pfeiler davon ist das Odenwald-Hospiz, das seit zehn Jahren Menschen an ihrem Lebensende ein friedvolles Sterben in Würde und Geborgenheit ermöglicht.

„Der irdische Lebensweg kann auf seinen letzten Metern durchaus lang und qualvoll werden. In dieser Situation ist es ein Segen, wenn es einen Ort gibt, der demjenigen, der der ewigen Heimat zuwandert, aber auch seiner Familie Geborgenheit und Stärke gibt. Das Odenwald-Hospiz ist ein solcher Ort“, betonte Landrat Dr. Achim Brötel im Rahmen eines Festakts, bei dem er mit den Trägern der Walldürner Einrichtung und zahlreichen Ehrengästen das Hospiz als Symbol für mehr Mitmenschlichkeit und Zuwendung zelebrierte.

Verantwortliche und Freunde des Walldürner Odenwald-Hospiz zelebrierten gemeinsam das zehnjährige Bestehen der segensreichen Einrichtung. Foto: Bernd Stieglmeier
Verantwortliche und Freunde des Walldürner Odenwald-Hospiz zelebrierten gemeinsam das zehnjährige Bestehen der segensreichen Einrichtung. Foto: Bernd Stieglmeier

eit der Inbetriebnahme am 1. Oktober 2014 war das Hospiz laut dem langjährigen Vorsitzenden des Fördervereins, Helmut Greulich, für über 1000 Gäste „ein Ort der Geborgenheit, an dem viele von ihnen noch einmal aufgelebt sind und dank ausgezeichneter palliativer Betreuung, aber ebenso auch dank mitfühlender menschlicher Begleitung friedvoll und in Würde sterb

en konnten“. Während umliegende Kreise ihre Pläne für eigene Hospize wegen Finanzproblemen einmotteten, verhalf in Walldürn das Ehepaar Weiß dem Odenwald-Hospiz zu seinem Erfolg. Greulich zufolge war Christa Weiß dem Hospizgedanken schon immer verbunden.

Den Betrieb des Hospizes garantieren seitdem zwei neu gegründete Vereine: der Odenwald-Hospizverein, der sich um die Anwerbung und Betreuung ehrenamtlicher Mitarbeiter kümmert, und der Förderverein Odenwald-Hospiz, der den Teil der Betriebskosten des Hospizes deckt, der nicht von den Krankenkassen übernommen wird. Nach eigener Einschätzung hatte Helmut Greulich mit dem Vorsitz des Fördervereins damals eine fast unlösbare Aufgabe übernommen: Zehn Prozent der Pflegekosten (damals rund 100.000 Euro) musste das Hospiz aus eigenen Mitteln aufbringen. „Dass es dem Förderverein tatsächlich gelungen ist, solche Summen aufzutreiben, grenzt schon fast an ein Wunder“, sagt er heute.

„Der modernen Hospizidee Leben verleihen“

Zusätzlich galt es, die Hospizidee in der Bevölkerung zu verbreiten und geeignetes Personal zu finden – keine leichte Aufgabe, denn im Bereich der Pflege habe schon damals „Notstand geherrscht“, so Greulich. Trotzdem sei es gelungen, kompetentes und motiviertes Pflegepersonal zu finden.

Vor allem im hauswirtschaftlichen Bereich spielen seit jeher ehrenamtliche Helferinnen eine besondere Rolle. Sie verhalfen dem Hospiz zu einem guten Ruf und leisteten die wichtige Überzeugungsarbeit, dass die Einweisung ins Hospiz kein „Abschieben“ sei, sondern dass dort eine ganz besondere Atmosphäre herrsche und der Mensch und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt stünden.

Nicht verschweigen wollte Greulich eine Zäsur im Jahr 2017. Nach gut zwei Jahren positiver Entwicklung habe es plötzlich unterschiedliche Auffassungen über die weitere Entwicklung des Hospizes zwischen der Geschäftsführung und einem Teil des Personals einerseits und den Gesellschaftern und dem anderen Teil des Personals gegeben. In der Folge sprachen die Gesellschafter dem damaligen Hauptgeschäftsführer die Kündigung aus, seine stellvertretende Geschäftsführerin trat zurück, und ein Teil des Personals erkrankte oder kündigte selbst.

Helmut Greulich prägte das Odenwald-Hospiz als langjähriger Vorsitzender des Fördervereins wie kaum ein anderer. Foto: Bernd Stieglmeier

„In dieser schwierigen Lage übernahm die heutige Geschäftsführerin Christine Lehner ihr Amt“, erinnerte Helmut Greulich. Als gelernte Krankenschwester mit Palliativausbildung ist sie ihm zufolge nicht nur für ihre Hauptaufgabe, die geschäftliche Führung des Hospizes, geeignet, sondern kann sich zudem jederzeit in der Pflege einbringen.

Jedoch konnte das Hospiz mit geschrumpftem Personal nicht alle Zimmer belegen. Nur der Einsatz und die vielen Überstunden des verbliebenen Personals stellten in dieser Zeit sicher, dass der gute Ruf des Hospizes bei den Gästen und deren Angehörigen keinen Schaden nahm.

Nach diesem Rückschlag ziehen im Odenwald-Hospiz wieder „alle an einem Strang“, ist Greulich überzeugt, “ um so der von Cicely Sauders einmal neu definierten modernen Hospizidee Leben zu verleihen“. Dementsprechend mache er sich keine Sorgen um die nächsten zehn Jahre des Odenwald-Hospizes.

Dass es in der Walldürner Einrichtung „zuvorderst um das Leben und gerade nicht um das Sterben geht“, betonte dann noch Landrat Dr. Achim Brötel – „selbst wenn das Ende vielleicht schon in Sichtweite ist“.

Für ihn ist Hospizarbeit nicht primär Sterbebegleitung, sondern es handle sich dabei um die würdevolle, möglichst positiv gestaltete und ganz auf die individuellen Bedürfnisse des Gastes abgestimmte Gestaltung der letzten Lebensphase. Brötels abschließender Dank galt neben Helmut Greulich und dem Ehepaar Weiß dem Hospizvereinsvorsitzenden Herbert Kilian sowie Greulichs Nachfolger Dr. Rudolf Trabold.

Weitere Grußworte steuerte Bürgermeister Meikel Dörr bei, der allen dankte, die dieses Haus und seinen besonderen Auftrag mit Leben erfüllen. „Das Odenwald-Hospiz ist weit mehr als nur ein Gebäude: Es ist ein Ort der Geborgenheit, ein Ort des Friedens und des Mitgefühls“, betonte Dörr.

„Was hier geleistet wird, ist ein wahrer Segen für die gesamte Region.“ Die Mitarbeiter und Ehrenamtlichen im Hospiz lobte der Bürgermeister dafür, dass sie sämtliche Herausforderungen mit Hingabe und Mitgefühl annehmen. „Für viele Familien sind Sie ein Licht in dunklen Stunden“, anerkannte er. Das Odenwald-Hospiz zeige, dass niemand allein gelassen werde, wenn es darauf ankomme.

Auf ein musikalisches Intermezzo mit dem Duo „Silver Lining“ (Ann-Kathrin Schneider und Andreas Schieser) folgte die Ehrung von Mitarbeitern und Ehrenamtlichen. Seit zehn Jahren arbeiten Maria Heck, Kirsten Geier, Carina Martel und Karin Noe im Odenwald-Hospiz. Gewürdigt wurde außerdem die Treue von Aneta Ditrich und Beate Grimm (7 Jahre), Robert Böhm, Karin Schmitt, Renate Müller und Yvonne Erbacher (6) sowie Renate Spiesberger und Cindy Hüsken (5).

Präsente gab es ebenso für die ehrenamtlichen Mitarbeiter: Kornelia Benig, Dr. Ute Afheld-Löwe, Christa Kilian, Herbert Kilian, Christa Greulich, Helmut Greulich, Christa Weiß, Birgit Lang und Erhard Lang unterstützen das Hospiz seit zehn Jahren. Gelobt wurden ebenso Erna Neckarmann und Astrid Dörflinger (9), Marianne Westrich (8) sowie Kurt Wolf (5).

Quelle: Rhein-Neckar Zeitung / Bernd Stieglmeier