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Einblicke hinter die Kulissen des Hospizes

13. Juli 2025

Besucher bauten Berührungsängste ab und zeigten sich positiv überrascht – Informationen von Leiterin Christine Lehner

Von Daniela Käflein / RNZ


Walldürn. Einblicke in normalerweise verschlossene Welten gewährte das Odenwald-Hospiz am Sonntag zum ersten Mal in seiner elfjährigen Geschichte beim Tag der offenen Tür. Dementsprechend groß war der Ansturm auf die Einrichtung, die einen ausgezeichneten Ruf genießt.

Die Leiterin des Hospizes, Christine Lehner, verdeutlichte bei der Begrüßung, dass ein Investor das Gebäude gebaut habe. Das Hospiz sei lediglich Mieter der Räume. Inzwischen sei das Ganze in eine Stiftung übergegangen. Durch das Öffnen der Türen haben es die Verantwortlichen geschafft, Berührungsängste abzubauen.

Einblicke hinter die Türen des Odenwald-Hospizes in Walldürn gewährte die Stiftung zum ersten Mal am Sonntag beim Tag der offenen Tür und stieß damit bei den Besuchern auf lebhaftes Interesse. Fotos: Daniela Käflein

„Bei dieser Führung im Hospiz habe ich viele Sachen gehört, die ich nicht wusste. Das war sehr aufschlussreich“, meinte Hildegard Denz aus Walldürn nach dem Rundgang. Das Hospiz sei wirklich ein Ort zum Wohlfühlen. „Und mit dem Bewusstsein, dass die Lebenszeit nicht unbegrenzt ist, bekommt alles, was hier geschieht, auch eine ganz andere Qualität“, zeigte sie sich überzeugt.

Ähnlich sah es Annemarie Keim, die das Odenwald-Hospiz als einen „Ort der Geborgenheit“ empfand. „Spürbar ist, dass der Mensch hier im Mittelpunkt steht, um ihm ein friedvolles Sterben in Würde zu ermöglichen“, erklärte sie nach dem Rundgang im Gespräch mit der RNZ.

„Ein schöner Zug“, meinte eine andere Besucherin auf die Aussage, dass jeder Mensch, unabhängig von seiner finanziellen Leistungsfähigkeit, im Hospiz Aufnahme finde, wenn er die entsprechenden Symptome zeige. Um die Gäste des Hospizes zu schützen, öffne sich die Tür am Eingang nicht automatisch, erklärte Leiterin Christine Lehner beim Rundgang. „Wenn die große Kerze im Eingangsbereich brennt, zeigt das, dass ein Gast gestorben ist“, machte sie die Besucher mit den Gepflogenheiten im Hospiz vertraut. Insgesamt gebe es zehn Zimmer mit Terrasse und Zugang zum Garten, die alle belegt seien.

Die interessierten Besucher folgten ihr in den Raum eines Bewohners und überzeugten sich von der persönlichen Atmosphäre der Einrichtung, die durch Farben, Beleuchtung und Zugang zur Terrasse ein einladendes Ambiente bietet. Viel wichtiger als dieser äußere Eindruck sei aber beispielsweise die Tatsache, dass man die Betten raus in den Garten fahren könne und das auch getan werde, betonte die Leiterin des Hospizes, die Einblicke in die liebevolle Begleitung der Gäste mit den Besonderheiten des Hospizes gab.

Der Rundgang führte die interessierten Besucher ins Pflegebad, das mit einem Lifter ausgestattet ist. „Auf sämtliche Wünsche der Gäste wird eingegangen“, betonte Christine Lehner und unterstrich, dass nur Fachkräfte im Hospiz arbeiten könnten, da die Beobachtung der Bewohner so wichtig sei. Hilfskräfte seien im Hospiz nicht zu finden. Weiter führte der Rundgang in den Wohn-Essbereich, in dem es sogar einen Kamin gibt. Auch eine eigene Küche ist vorhanden, die am Nachmittag von Ehrenamtlichen besetzt ist und in der auch des Öfteren „Herzenswünsche“ wie beispielsweise Bratkartoffeln erfüllt werden.

Abschluss des Rundgangs bildete der Raum der Stille, wo Teamgespräche und Supervisionen stattfinden, der aber auch als Rückzugsort dient. Mit einer persönlichen Seite in einem Buch sind dort die 1000 Menschen verewigt, die bisher im Odenwald-Hospiz die letzte Zeit ihres Lebens verbracht haben. Ein Besucher wollte wissen, ob auch Sterbefasten möglich sei. Christine Lehner bejahte diese Möglichkeit, gab aber zu bedenken: „Manche Menschen sind schon mit diesem Wunsch ins Hospiz gekommen, haben aber festgestellt, dass das nicht so einfach ist. Das Schlucken ist für den Menschen ganz existenziell.“

Nebenan in Maria Rast stellten die Mitarbeiter die Hospizarbeit und verschiedene Angebote vor, wie beispielsweise die Klangschalen- oder die Aroma-Therapie. Auch der gesellige Teil fand dort statt. „Das Riechen ist einer der letzten Sinne, die dem Menschen verloren gehen“, verdeutlichte Angela Sulger, palliative Care-Fachkraft. So sei beispielsweise Lavendel gut erforscht und wecke häufig Erinnerungen an die Kindheit. Vanille könne den Menschen wie einen Schutz umhüllen und sei sehr beliebt. Raum, sich weiter zu informieren und auszutauschen, hatten die Besucher also auch über die Führungen hinaus.