„AMERICAN HOUSE“: Spendensammlung für das Odenwald Hospiz
Ein richtiger Hingucker ist auch in diesem Jahr wieder das amerikanische Haus in Walldürn. ( Bild: Adrian Brosch)
Das „American House“ in der Pater-Josef-Eckstein-Straße strahlt seine Besucher förmlich an und genießt nicht nur deswegen einen gewissen Kultstatus. Seit 2002 dekorieren sie ihr im US-amerikanischen Stil errichtetes Haus auf landestypische Art – fast wie im Weihnachtsfilm „Schöne Bescherung“.
„Da wir durch viele Besuche bei unserer amerikanischen Verwandtschaft, meine Frau ist Halb-Amerikanerin, die typischen Dekorationsmöglichkeiten bestaunen konnten, hat uns das nach Kauf unseres importierten original amerikanischen Hauses inspiriert“, erklärt Jürgen Weckbach. Ein Großteil der Beleuchtung sowie der niedlich-sympathischen Accessoires stammt tatsächlich aus den USA: „Wir haben Einiges von unseren Reisen mit nach Hause gebracht, es kommen aber auch immer wieder mal deutsche Teile dazu“, schildert der 52-jährige Walldürner.
Dass die nordamerikanische Weihnachtskultur sich deutlich von deutschen und europäischen Bräuchen unterscheidet, zeigt allein schon der direkte Vergleich mit umliegenden Anwesen. Da ist aber noch mehr: „Die Amerikaner feiern immer gerne mit vielen Familienmitgliedern und Freunden, deren eigene Familie zu weit weg wohnt. Selbst wir als deutsche Besucher wurden regelmäßig zu Freunden unserer Verwandtschaft wie selbstverständlich und sehr herzlich eingeladen“, betont er und spricht von einer „lockeren, offenen und herzenswarmen Art, die man immer wieder erleben darf“ – diese ist es auch, die ihn am vielzitierten „american way of life“ besonders fasziniert.
Damit die Walldürner an diesem teilhaben dürfen, nehmen Ariane und Jürgen Weckbach jedes Jahr eine Woche Urlaub in Anspruch: „Diese Zeit ist sehr wichtig, um den Aufbau in aller Ruhe bewältigen zu können“, räumt er ein. Auch technisch müssen gewisse Vorkehrungen getroffen werden: Partiell wird die Stromversorgung auf 110 Volt heruntertransformiert, um original amerikanische Lichterketten betreiben zu können. Das setzt sich – wenngleich von außen nicht zu sehen – bis in den Innenbereich fort: „Auch im Haus wird stilvoll mit amerikanischen Elementen dekoriert“, erklärt er. Kaum steht alles an seinem Platz und kaum glühen die Lampen, ist stets ein gewisser „Besucherverkehr“ auszumachen: „Je näher wir uns der Weihnachtswoche begegnen, umso größer wird die Anzahl derer, die sich daran erfreuen“, verdeutlicht Jürgen Weckbach im FN-Gespräch.
Regelmäßig beobachte er nicht nur betont langsam vorbeifahrende Fahrzeuge, sondern auch Besucher aus weiter entfernten Landkreisen: „Das finden wir nicht nur über die Autokennzeichen, sondern oft auch über nette Gespräche heraus“, schildert er. Die Rückmeldungen auf das „American House“ seien nämlich überwiegend sehr positiv, wie er einräumt: „Schon im Oktober fragen uns oft schon Leute, die unser Haus kennen, ob und wann wir wieder weihnachtlich beleuchten“, lässt er wissen und verweist erfreut auf eine weitere so kurios wie niedlich anmutende Begebenheit: „Es gab auch schon Wunschzettel kleiner Kinder, die bei uns den Weihnachtsmann vermuteten“, bemerkt der Walldürner. Zwar habe es auch schon Sachbeschädigungen oder Diebstähle gegeben, doch lasse der Zuspruch so vieler glücklicher Gesichter „den Ärger darüber vergessen“.
Ideale der Weihnachtszeit
Verbunden wird das in seiner Machart nahezu einzigartige Projekt mit einer Aktion, die perfekt mit den Idealen der Weihnachtszeit harmoniert: Zum dritten Mal nämlich sammeln Ariane und Jürgen Weckbach Geld für das nahe Odenwald-Hospiz. „Die unmittelbare Nähe zu dieser, wie wir finden, sehr wichtigen Einrichtung und bewegende Gespräche mit Angehörigen gerade zur Weihnachtszeit ließen uns immer nachdenklich werden. Was wäre, wenn auch wir oder jemand aus unserer Familie diesen letzten Dienst an einer kranken Seele benötigt?“, bemerkt Jürgen Weckbach. Jede Spende – egal in welcher Höhe – sei wichtig und diene einem wichtigen, nicht selbstverständlichen Zweck. „Aktuell hoffen wir, unser Ergebnis vom letzten Jahr mit circa 1400 Euro noch übertreffen zu können“, erklärt der auch für seine musikalische Ader weit über „Dürn“ hinaus bekannte USA-Fan.
Apropos Musik: Auch hier ergab sich eine Änderung. „Pandemiebedingt konnte ich meine musikalischen Tätigkeiten in einer Band nicht mehr fortsetzen und trete seit August 2020 als Solokünstler auf“, erläutert er. Dieser erste Auftritt wurde von seiner Frau live in Facebook gestreamt, mit Erfolg: Die amerikanische Konzertagentin Carmen Gantt wurde auf Jürgen Weckbach aufmerksam und lud ihn auf ihre Facebook-Gruppe „Elvis and friends across the world“ ein. „Dort darf ich seitdem einmal pro Woche, derzeit immer sonntags ab 19 Uhr, für 90 Minuten mit Countrysongs und Balladen kostenfrei ein weltweites Publikum unterhalten“, betont er.
Auch dabei konnte er Spenden sammeln: „Im Sommer 2021 kamen 1500 Euro für die Flutopfer in Deutschland zusammen. Aber auch jetzt zur Weihnachtszeit ist die Spendenbereitschaft für unsere Aktion zu Gunsten des Odenwald Hospiz auf dieser sozialen Plattform sehr hoch. Jeder online gespendete Euro kommt wieder bar in die Spendenbox“, erklärt er. So können zum „Fest der Liebe“ auch Augen zum Leuchten gebracht werden, in die nicht immer die Sonne scheint.
Bleibt freilich noch die Frage nach der genauen Anzahl der Lichter: Wie viele sind es denn nun eigentlich? „Ehrlich gesagt haben wir zu zählen aufgehört, es werden aber sicher mehrere tausend sein!“, merkt Jürgen Weckbach lachend an.
© Fränkische Nachrichten, Dezember 2021