Konzert von „Maranatha“ in Walldürn ging unter die Haut
„Der du die Zeit in Händen hast“ lautete das Motto, unter dem der Chor „Maranatha“ am Wochenende zu zwei Benefizkonzerten nach Neckargerach in die Kirche St. Afra und am Sonntag nach Walldürn in die Kirche St. Marien einlud. Gemeinsam mit dem Odenwald-Hospiz in Walldürn und dem Ambulanten Kinderhospizdienst Neckar-Odenwald-Kreis blickte man musikalisch und mit Worten auf das Tabu-Thema „Tod und Trauer“ und bescherte den Zuhörern in vielerlei Hinsicht einen beeindruckenden Abend.
Jochen Schwab, Johannes Brennfleck, Simon Schmeiser und Justus Röderer, die vier Chorleiter von „Maranatha“, hatten für die Konzerte ein ansprechendes Repertoire zusammengestellt. Begeisterte Zuhörerinnen und Zuhörer, dankbarer Applaus und vielleicht auch manche Träne in den Augenwinkeln zeigten, dass „Maranatha“ weiterhin auf dem richtigen musikalischen Weg ist, auch bei Themen, die man vielleicht gerne verdrängt oder nicht wahrhaben möchte.
In Walldürn wurden selbst die Stehplätze knapp. Dies zeigte sowohl das Interesse an dem Gesang und der Musik von „Maranatha“, aber auch am Thema des Benefizkonzerts.
Mit „Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr“ von Huub Oosterhuis, begrüßte der Chor mit Band musikalisch seine Gäste. Mit einfühlsamen Worten hießen Ulli Schlör und Monika Zimmer vom Chor die Gäste nicht nur willkommen, sondern nahmen sie auch gemeinsam mit Mitarbeiterinnen des Odenwald-Hospizes und vom Kinderhospizdienst Neckar-Odenwald-Kreis auf die „letzte Reise seines Lebens“ mit. Ein Lebensabschnitt, den man gerne verdrängt und der vielleicht mit mehr Leben erfüllt ist als jener, der oft auf Instagram, TikTok und in den sozialen Medien stolz präsentiert wird.
Im „Psalm 22“, verband die Musik von Jochen Schwab in der Frage: Gott, wo bist du“ modernen Rap mit einfühlsamer Chormusik. Dabei zeigte Jonathan Noe sein Talent im Sprechgesang.
Mit dem Stück „Aus deiner Hand“, aus der alles Leben kommt, aber auch wieder zurückkehrt, unterstrich der Chor die Gewissheit, dass man am Ende seines Lebens sich der Umarmung der Engel, dem Trost sowie dem Licht und Heil sicher sein kann. Im „Psalm 30“, dem Antwortgesang aus der Messe „Das Leben wählen“ mit vielen Texten der Walldürnerin Raphaela Soden verzauberte Bianca Teichmann mit ihrer glasklaren Stimme gemeinsam mit dem Chorgesang und der einfühlsamen Musik die Zuhörer.
Dann war es wieder Zeit für Worte, in denen Monika Zimmer verdeutlichte, dass Gott Leid nicht verhindert. Doch er stellt Menschen an die Seite, die einem in schweren Zeiten begleiten, beistehen und unterstützen.
Bei Erzählungen wurde es mucksmäuschenstill
Damit leitete sie zu den Erzählungen der Mitarbeiter hin, die beeindruckend von ihrem „Alltag“ im Odenwald-Hospiz berichteten. Mucksmäuschenstill wurde es im Kirchenraum bei den Erzählungen von Erfahrungen und der Menschlichkeit, die man dabei erfährt. Dabei erlebte man selbst als Zuhörer, dass im Hospiz zuerst gelebt und dann erst gestorben wird. Man war beeindruckt, wie die Mitarbeiter und Ehrenamtlichen ihre Berufung lieben, die sie erdet, dankbar macht und wie sie darin einen Sinn finden.
Mit „Home“, arrangiert und gesungen von Chormitglied Helen Kemmerer, beschrieb diese gemeinsam mit dem Chor die letzte Reise eines Menschen, der nach Hause segelt, dem Ort, wo er nach getaner Arbeit hingehört und der nicht das Ende ist. Auch der Bericht einer Familienangehörigen eines „Gastes“ im Hospiz berichtete von der segensreichen Arbeit dieser Einrichtung, für die sie unendlich dankbar ist.
All diese Lebensgeschichten machten deutlich, dass an diesem Ort Menschen nicht nur sterben, sondern noch einmal leben dürfen.
Mit „Geboren, um zu leben“ machte „Maranatha“ Mut, das Leben anzunehmen und zu erkennen, wie wertvoll dieses ist.
Mit „Ain‘t no grave“ überzeugte Svenja Eberle mit ihrer beeindruckenden Stimme und erzählte vom Ruf der Engel heimzukehren, und dass kein Grab den Körper dabei festhalten kann.
Wie wertvoll Leben ist, wird dramatisch deutlich, wenn ein Kind schwer oder lebensverkürzt erkrankt ist. Diese Kinder und deren Familien in dieser Zeit zu begleiten, ist eine Aufgabe, der sich der Ambulante Kinderhospizdienst Neckar-Odenwald-Kreis verschrieben hat, wie Andrea Nagel eindrucksvoll berichtete. Strahlende Kinderaugen sind der Lohn bei jeder Begleitung, wenn Schmerz und Krankheit kurz vergessen werden, so ihr Resümee.
Mit dem Lied „Der du die Zeit in Händen hast“, nach einem Text von Jochen Klepper und der Musik von Jochen Schwab, präsentierte „Maranatha“ ausdrucksstark das Mottolied der beiden Konzerte. Und auch der gesungene „Psalm 23“ spende Trost, Hoffnung und Zuversicht in diesen schwierigen Situationen des Lebens. Dabei erklang erneut die wundervolle Stimme von Svenja Eberle wie auch beim „Oceans“, einem gesungenen Glaubensbekenntnis.
Die englischen Texte waren auf dem ausliegenden Liedblatt übersetzt. So konnten die Zuhörer durchaus verstehen, was der Chor beeindruckend darbot.
Raphaela Soden, ehemaliges Chormitglied, schrieb auch den Text für das lebensbejahende „Glücklich“, welchen sie einer Freundin widmete, die den Freitod wählte. Auch diesem Text gab Jochen Schwab die berührenden Töne für den Chorgesang und die Musik.
Mit einer hoffnungsvollen Schlussbetrachtung der Moderatoren Ulli Schlör und Monika Zimmer, dem Schlusssegen, und dem rockigen „In Paradisum“, endeten die Benefizkonzerte in Neckargerach und Walldürn.
Lang anhaltender Beifall, wobei sich die Zuhörerinnen und Zuhörer von ihren Sitzen erhoben, waren der Dank des Publikums für einen beeindruckenden Abend mit wunderbarer Musik, einem gewaltigen Chorklang und Texten, die das Herz berührten und unter die Haut gingen. Der Erlös aus den Spenden wird gleichmäßig auf das Odenwald-Hospiz Walldürn und den Ambulanten Kinderhospizdienst Neckar-Odenwald-Kreis aufgeteilt.
Wer bei „Maranatha“ mitsingen möchte, kann ab 22. Februar 2026 zum Start der nächsten Probephase ins Dorfgemeinschaftshaus nach Oberneudorf kommen. Beim Katholikentag 2026 in Würzburg lädt „Maranatha“ am 14. Mai zu einem Konzert im Dom ein.
© Fränkische Nachrichten, November 2025 – Bild: Wolfgang Weniger